Berührung

Berührung

Die Öffnung des Raumes der liebevollen Annahme

Aus der Hektik des Alltags, betreten viele Menschen meine Räume mit dem Wunsch, sich etwas zu gönnen und sich zu entspannen. 

Wenn sich jemand ganz auf das Berührungsritual einlässt, dann bemerkt er schnell, dass die Intensität weit mehr Wirkung hat, als schöne körperliche Berührungen normalerweise auslösen.

Ich heißen die Menschen im Begrüßungs- und Verehrungsritual willkommen, so wie sie gerade da sind – körperlich, geistig, seelisch.

Ich öffne einen Raum in dem man keine Rolle ausfüllen muss, in dem keine Erwartungen gestellt werden, in dem nicht bewertet wird, der frei von Angst ist, abgelehnt zu werden, wenn man sich in seiner Wahrhaftigkeit, mit allen Gefühlen und Empfindungen zeigt. 

Liebende Annahme bedeutet, sein Herz zu öffnen für einen oft unbekannten Menschen in seinem ganzen Sein. Ihn nicht nur mit den Händen, sondern mit dem Herzen zu berühren. Ihm ein Gefühl der ungeteilten Aufmerksamkeit und Wertschätzung zu schenken. Hindurchzusehen durch die äußere Hülle, mit liebevollen und achtsamen Berührungen tief unter die Haut zu berühren. Die innere Schönheit und Schatz zu sehen, den jeder in sich trägt. Das Wunder des Körpers erlebbar zu machen.

Diese Botschaft dringt vom Bewusstsein durch das Vorgespräch und über die körperliche Wahrnehmung ins Unterbewusstsein und wirkt. Im Herzen angekommen entsteht das Gefühl:
„Hier geht es nur um mich, dies ist ein Ort an dem ich mich zeigen kann wie ich bin, ohne darüber nachdenken zu müssen was andere über mich denken. Hier bin ich angenommen egal wie ich aussehe, wie alt ich bin, welche Nationalität ich habe, wie meine persönliche Situation gerade ist, wie ich mich fühle, wie glücklich oder unzufrieden ich bin mit meinem Körper und meinem emotionalen Empfinden. Hier komme ich in der Stille in Kontakt mit meinem inneren Wesen.“

Für manchen ist dies neu, aber befreiend. Und so ist es manchmal nicht verwunderlich, dass sich eine Träne der Erleichterung und Glückseligkeit leise den Weg ins weiche Kissen bahnt. 

„Nur mit dem Herzen sehen wir gut“ sagte schon Antoine de Saint-Exupéry und dies möchte ich erlebbar machen.

Herzlichst, 

Simone

Das Goldene Herz

Gerade ist mein Gast aus der Türe gegangen mit den Worten, er müsse jetzt aus dieser schönen Traumwelt wieder in die Realität. 

Ich bleibe mit einem unendlich dankbaren und glücklichen Gefühl zurück. 

Vor zwei Stunden stand er das erste Mal vor mir. Ein alter Mann mit weißen Haaren, Brille und Hörgerät, einer Aktentasche, gepflegt aber unspektakulär gekleidet. 

Er erzählt mir, dass er sich drei bis viermal im Jahr ein besonderes Berührungsritual gönne, weil er da so wundervoll mit Energie auftanken könne. Dies würde mehrere Monate halten, bis er sich dann wieder ein Aufladen gönne. Er gesteht mir, dass seine Frau davon nichts wisse, dass sie aber auch davon profitieren würde, da er von dieser Energie ihr abgeben könne und ihr mit mehr Wertschätzung begegnen würde. 

Ein verschmitztes Lächeln huscht über sein Gesicht und seine Augen leuchten und ich bin gerührt, dass dies für ihn so wichtig ist. Wir kommen aufs Alter zu sprechen und er sagt mir, dass er mir nicht verraten würde, wie alt er ist, aber es sei das doppelte von 45. Ich schaue ihn ungläubig an und er ist sichtlich amüsiert über meine Verblüfftheit. 

Dann stehen wir uns im Ritual gegenüber. Ich halte seine Hände und schaue in seine blauen Augen und ich fühle regelrecht die Freude seines inneren Kindes, das sich auf diese Begegnung freut. Ich grüße ihn in der ganzen Größe seines menschlichen Seins mit allem was ihn ausmacht, als Mann mit seiner männlichen Energie, sein inneres Kind und den göttlichen Kern, den Ursprung allen Lebens. 

Ich halte sein Gesicht in meinen Händen und streichle sanft über die faltige Haut. Seine Augen leuchten noch intensiver und sein liebevolles Lächeln öffnet mein Herz und lädt mich ein, in sein Inneres zu schauen. Er nimmt vorsichtig meine Hand und drückt einen sanften Kuss auf meinen Handrücken.

Als ich seinen Körper massiere überlege ich mir, dass dieser Körper schon 90 Jahre die Hülle für diese Seele sein darf und was dieser schon alles mitgemacht hat. Ich spüre, wie er sich in die Massage hineinbegibt, sich hineinentspannt und genießt. Mir fällt das Lied „Goldenes Herz“ von SEOM ein, das von einem alten hilflosen Mann handelt, der sich so sehnlich wünscht, dass die Menschen um ihn herum nicht nur die alte Hülle sehen, sondern sein jugendliches, freudiges Herz.

Als ich das Ritual beende und ihn zudecke bedankt er sich herzlich und sagt mir, dass ich ihn in keiner Minute habe spüren lassen, dass er ein alter Mann sei. Vorsichtig umarmt er mich und ich halte noch eine Weile seinen Kopf in meinem Arm und streichle ihn sanft. In diesem stillen Moment hören wir nur unseren gemeinsamen Atem und ich fühle seine warme, energiegeladene Hand auf meiner Schulter. Ich lächle ihn ein letztes Mal an und erkenne voller Dankbarkeit, dass ich gerade das Goldene Herz massiert habe…